Wissenswert: Schwerpunkt Arzneiformen
Feste Arzneiformen richtig anwenden

Feste Arzneiformen richtig anwenden„Wie soll ich meine Tabletten einnehmen? Gibt es dabei etwas zu beachten?“

Diese und ähnliche Fragen werden in der Kamillen-Apotheke regelmäßig gestellt und zeigen, wie wichtig es ist, durch unsere pharmazeutische Kompetenz den richtigen und gewissenhaften Gebrauch der abgegebenen Darreichungsformen und somit den Therapieerfolg sicherzustellen.

Im Folgenden wird versucht, die Anwendung fester Arzneiformen möglichst praxisnah zu erläutern:

Die Entnahme von Tabletten oder Kapseln aus der Verpackung sollte möglichst erst unmittelbar vor der Verabreichung erfolgen. Hartgelatinekapseln drückt man am besten an einem der Enden aus der Verpackung. Druck auf die Mitte kann zu verformten oder geöffneten Kapseln führen.

Bei der Einnahme fester Arzneimittel ist darauf zu achten, dass die Wirkstoffe bestimmungsgemäß in den Magen-Darm-Trakt eingeschleust werden können. In der Mundhöhle werden die zu schluckenden Arzneiformen analog zu den Nahrungsbissen durch Anlegen der Zunge an den harten Gaumen nach rückwärts verschoben oder mit einem Getränk weiter zum Rachen gespült. Die Schlundmuskulatur transportiert die Arzneiform in die hinter der Luftröhre liegende Speiseröhre. Die Weiterbeförderung erfolgt durch rhythmische Kontraktionen in Richtung Magen.

Die Verweildauer im Magen wird von einer Vielzahl von Faktoren bestimmt.

Flüssige Arzneimittel werden deutlich schneller entleert als feste Darreichungsformen. Bei diesen hängt die Verweilzeit im Magen wesentlich vom Füllungszustand und damit vom zeitlichen Abstand der Einnahme zu den Mahlzeiten ab. Der Dünndarm stellt das wichtigste Aufnahmeorgan dar. Tabletten und Kapseln müssen immer mit ausreichend Flüssigkeit (ca. 200 ml) und mit aufrechtem Oberkörper eingenommen werden. Schluckt man sie mit geringen Mengen oder im Liegen, besteht die Gefahr, dass die Arzneimittel in der Speiseröhre kleben bleiben und dort Schäden an der Schleimhaut verursachen.

Nachtrinken hilft dann häufig nicht, um die Arzneiform wieder zu lösen. Die ideale Flüssigkeit für die Einnahme ist Leitungswasser. Milch, Kaffee, Tee oder Fruchtsäfte können mit Wirkstoffen interagieren.

Die Nahrung hat einen entscheidenden Einfluss auf die Aufnahme von Arzneimitteln.

  • „Unabhängig von den Mahlzeiten“
    heißt, dass die Einnahme zu einem beliebigen Zeitpunkt unabhängig von der Nahrungsaufnahme erfolgen kann.
  • „Nüchtern“
    bedeutet im Idealfall morgens mindestens 30 bis 60 Minuten vor dem Frühstück, alternativ 2 bis 3 Stunden nach der letzten und 1 bis 2 Stunden vor der nächsten Mahlzeit.
  • „Vor einer Mahlzeit“
    wird die Arznei 30 bis 60 Minuten vor dem Essen eingenommen.
  • „Zu einer Mahlzeit“
    erfolgt während oder unmittelbar nach dem Essen.
  • „Nach einer Mahlzeit“
    versteht sich direkt oder bis zu 1 Stunde nach einer Mahlzeit.

Fällt das Schlucken von Arzneimitteln schwer und ist der Wechsel auf eine andere Darreichungsform nicht möglich, kann man sich mit der richtigen Technik behelfen. Das Schlucken fällt leichter, wenn der Kopf etwas nach vorne geneigt ist. Kapseln schwimmen auf der Flüssigkeit und gelangen so als Erstes in den Rachen. Geteilte Tabletten können manchmal leichter geschluckt werden. Beim Teilen dürfen jedoch keine magensaftresistenten oder retardierenden Überzüge zerstört werden. Kapseln können in manchen Fällen geöffnet und der Inhalt mit etwas fester Nahrung unter Berücksichtigung von etwaigen Wechselwirkungen gemischt eingenommen werden.

Bei verschiedenen festen Medikamenten mit lichtempfindlichen Arzneistoffen sind entsprechende Aufbewahrungs- und Verabreichungspraktiken erforderlich. Die Gefahr einer unsachgemäßen Behandlung besteht vor allem nach dem Teilen derartiger Tabletten und bei der Aufbewahrung in einem Medikamentendispenser mit durchsichtigem Deckel.

Zuletzt aktualisiert: 22. November 2021

Foto/Video: © macrovector / 123RF

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